„Das Gefühl eines raschen und endgültigen Verschwindens verbindet sich mit der besorgte Unruhe, was eigentlich die Gegenwart bedeutet, und mit der Ungewißheit, was wohl die Zukunft bringen wird - und dies verleiht noch dem bescheidensten Überrest, dem geringsten Zeugnis die virtuelle Würde des Erinnerungswürdigen.“
Alexander Kluge
Kaffeetasse als Museumsobjekt
Eine verbogene Jalousie, eine Tasse mit Kaffeeflecken oder die Überreste eines Wörterbuches – all diese Objekte haben gemeinsam, dass sie zu Museumsstücken wurden. Um die Geschichte der Terroranschläge vom 11.September besser dokumentieren zu können, sammeln Museen, Bibliotheken und Behörden in den gesamten USA Gegenstände, die mit den Attentaten in Zusammenhang stehen. Wenn Kuratoren, Wissenschafter, Künstler und Archivare dieser Tage in New York über eine adäquate Dokumentation beraten, dann geht es auch darum, welches Museum welche Gegenstände bekommt.
Den Wettstreit um die geeigneten Objekte hat bereits der US-Senator Kit Bond eröffnet: Er beantragte fünf Mio Dollar für das Smithsonian Nationalmusem für Amerikanische Geschichte, damit dort eine geeignete Ausstellung organisiert werden kann. Die Anschläge hätten das ganze Land betroffen, also müsse ein nationales Museum die Führung übernehmen, so Bond. Ungeachtet dieser Debatte hoffen die Hinterbliebenen der Opfer darauf, in die Entscheidungen einbezogen zu werden. „Viele Angehörige fragen sich, wohin das Zeug nun alles geht“, so ein Sprecher.
ORF-Teletext, 28. Dezember 2001
© museumdenken