Das Souvenir gehört zu den minderen Kulturgütern, und eine Vorliebe für solchen Tand wird einem nicht als Zeichen eines verfeinerten Geschmacks gut geschrieben. Nur Leute, denen man ein schlichtes Gemüt attestiert, und Snobs, die sich aus Überheblichkeit mit Kitsch umgeben, suchen in fremden Städten nach Souvenirs, die sie im Alltag an jene Orte erinnern sollen, an denen sie eine kurze Frist ihres Lebens verbracht.
Nichts ist einfacher, als solche Erinnerungsstücke trivial oder kitschig zu finden und sie als Ramsch der Tourismusindustrie abzutun. Mich hat es aber immer abgestoßen, wenn Touristen verächtlich über Touristen herziehen, um sich mit dieser Abwertung im Status echter Kulturreisender zu bestätigen. Das Souvenir ist so alt wie das Reisen selbst, wer immer sich aufmachte in fremde Religionen, kehrte mit Erinnerungsstücken von seiner Pilger- oder Bildungsreise zurück. Erst die Industrialisierung des Fremdenverkehrs hat dem Souvenir das Ansehen geraubt. Seitdem die Fremde massenweise aufgesucht wird, ist das Souvenir zur tausendfach reproduzierten Ausschussware geraten, über welche die Nase rümpft, wer sich über die Masse Mensch, die im Urlaub von hier nach dort gewälzt wird, ohne sich in der Kunst des Reisens ausgebildet zu haben, erheben will.
Karl-Markus Gauß
Ein - meist gekaufter oder gefundener, oft in Massenproduktion hergestellter - Gegenstand, den man als Erinnerung an ein bestimmtes Ereignis, einen Ort oder eine Person aufbewahrt.
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