Thomas Trenkler in Der Standard
Die Kuhglocke als Alternative. Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer über Federkronen und Bauchläden
STANDARD Mit seinem Vorschlag, Kulturgüter wie die Federkrone des Montezuma zurückzugeben, hat Bundespräsident Thomas Klestil unter Ihren Museumsdirektoren für große Aufregung gesorgt.
Gehrer: Ich seh' das ganz locker. Es gibt diese Konvention, nach der Beutegüter zurückgegeben werden müssen - okay, bin ich dafür. Nicht aber, auch alles andere zurückzugeben, was legal erworben worden ist. Wenn wir damit anfangen würden - was stellen die Österreicher nachher aus? Kuhglocken?
STANDARD Also eine Absage an Klestils Vorschlag?
Gehrer: Es ist ja so: Von dieser berühmten Federkrone hat es in Österreich dreizehn Stück gegeben. Zwölf sind verrottet, von Motten zerfressen, eine aber konnte erhalten werden. Auch ist es gar nicht nachgewiesen, ob sie wirklich von Montezuma ist oder wie oder was. Ich sehe eigentlich keine Notwendigkeit, sie Mexiko zurückzugeben.
STANDARD Und wie verhält es sich mit Schwert und Helm des Albaners Skanderbeg?
Gehrer: Die hat man von einem Kunsthändler erworben. Ich war, wie Sie wissen, x-mal in Albanien, aber es ist nie der Wunsch nach Rückgabe an mich herangetragen worden, auch nicht vom Präsidenten. Im Gegenteil, der Direktor des dortigen Volkskundemuseums hat sogar gemeint, er ist Osterreich dankbar, weil wir diese Sachen so schön ausgestellt haben.
STANDARD Ist es nicht eine Schande, daß der Schatz von Mauerbach erst 50 Jahre nach Kriegsende übergeben wurde, um jetzt zugunsten der Naziopfer versteigert zu werden?
Gehrer: Man hätte es früher machen können, sicher. Aber jetzt haben wir es gemacht und das finde ich richtig. Besser jetzt als noch später.
© museumdenken