„Ähnelt die Kultur, die alles sich selbst ähnlich und dadurch eine Überprüfung ihrer Grenzen unmöglich machen kann, nicht im Grunde genommen einem riesigen Museum? Einem Museum, das einzige Heimstatt für alles und alle ist und zwischen dessen Betrachtern und Schöpfern, lebendigen Besuchern und Ausstellungsgegenständen deshalb kein echter Unterschied zu machen ist? (...)
Mit dem Eintritt in das Zeitalter der universellen Simulation (Baudrillard) ist es wirklich nur eine Frage des Standpunktes, wo ich das Museum entdecke. Es kann ein Gebäude mit dem Schild ‚Museum’ sein; es kann das Alltagsleben sein, das ‚fluktuierend’ die gewohnte Museumsstruktur negiert und gleichzeitig selbst zu einer Art ‚Fluxus Museum’ wird; es kann eine Lebensführung sein, in der die Menschen wie Gilbert und George vom Aufwachen bis zur Nachtruhe die museale Existenz praktizieren.
Und es kann schließlich auch das innerste Ich sein, das sich eine Instinktstruktur und einen Gefühlshaushalt von solcher Perfektion errichten möchte, mit der höchstens der Mönchengladbacher Museumsbau von Hans Hollein konkurrieren könnte. Auch dieses innere Ich ist eine Art Museum mein eigenes, intimes Museum, in dem wie draußen im ‚echten’ Museum der Preis des Lebensgenusses der stetige Verrat am Leben sein wird. Heute fühlt der Mensch sich oftmals dann am ehesten lebendig, wenn er zu seinem eigenen Museum wird. Er fühlt sich als Denkmal, das sich, wohin er sich auch wendet, kaum aus dem innen so genußvoll ausgeschmückten Gefängnis des ihn umschließenden Kulturmuseums befreien kann.“
Földenyi, Laszlo: Das Schweißtuch der Veronika. Frankfurt a. M. 2001.
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