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Heimatmuseum

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Heimatmuseum

“Die Heimat steht wieder hoch im Kurs, nicht, um unerfüllte Wünsche der Kindheit zu erinnern, zu übersetzen und eventuell doch noch zu realisieren, sondern um das, was der Realisierung dieser Wünsche immer im Wege stand, als Gegenstand neuer Identifizierung zu etablieren. So wird Heimat nicht analysiert, sondern erlebt als das, was sie in ihrer Postkartenrealität immer war: als Folklore. Daß damit auch die schwierige Arbeit der Rekonstruktion der Geschichte endlich aufgegeben werden kann, um sich Geschichtchen aus dem Alltagsleben zuzuwenden, entspricht der Logik des Abschieds von der Arbeitsgesellschaft. Geschichtswerkstätten heißen die neuen Heimatmuseen, die, anstelle Geschichte zu erarbeiten, das Alltagsleben der Vorväter wie im Trödelladen als Ensemble von Bruchstücken vorführen. Das heißt nicht, daß die individuelle wie kollektive Geschichte uns nicht in Bruchstücken begegnet, in Bruchstücken erinnert wird. Es ist aber ein Unterschied, ob man die Bruchstücke romantisch verklärt, mit Heimweh füllt, sozusagen einem Paradies nachhängt, das es niemals gegeben hat und dessen Deckerinnerung nur zu oft dem Terror entstammt, oder ob man die Bruchstücke benutzt, Geschichte zu rekonstruieren, um einen Ausweg zu finden. Es ist ein Unterschied, ob man Bruchstücke scheinbar gleichwertig nebeneinanderstellt, aus bestialischen Zeiten und friedlicheren, weniger zerstörerischen Zeiten, oder ob man sie als eben das liest, was sie historisch repräsentieren.” 



Kurnitzky, Horst: Der heilige Markt. Frankfurt 1994, S. 120f.

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