„Ein meist kleiner mechanischer oder elektronischer Apparat zum praktischen Gebrauch, in der Regel eine Neuheit.“ So wird das Gadget knapp in Websters Wörterbuch definiert.
Zu den wesentlichen Eigenschaften aber zählen, das hat Horst-Dieter Ebert betont, „die in aller Regel Aufmerksamkeit erregende Anomalität des Gadgets und seine kokette Gefallsüchtigkeit, mit der es sich als 'conservation piece' in Gespräch zu bringen trachtet“. Gerade deshalb werden sie gerne als Mitbringsel für Partys, Bürogeburtstage etc. gekauft: sie sind der erste Anlaß, um die ganze Gruppe zum loslachen, lossprechen oder überhaupt zum loslegen zu bringen.
Das Spektrum ist groß, es reicht von der Brille mit eingebautem Scheibenwischermotor, der Regenschirmkappe über ein Telephon, das wie eine Coladose aussieht bis hin zu einer sprechenden Badezimmerwaage, die lobt oder tadelt, da sie sich das Körpergewicht vom vorigen Mal gemerkt hat.Prototypen dieser Art von Objekten findet man vor allem bei Wettbewerben der Amateur-Erfinder wie dem legendären „Concours Lépine“; hier werden durch einfache Kombination genormter technischer Elemente außerordentlich komplizierte und vollkommen überflüssige mechanische Werke in die Welt gesetzt. Der Eieröffner mit Hilfe von Solarenergie ist so überflüssig, daß sein Zweck nur als Vorwand gelten kann: diese Objekte sind nur auf eine subjektive Weise funktionell.
Gadgets sind gegenständliche Gags, an deren Originalität der Träger zu partizipieren trachtet. Objekte wie der Lachsack, ein Arsch mit Ohren, ein Aufwischtuch, auf dem „Jammerlappen“ aufgedruckt ist, bilden eine verwandte Familie: Hier ist das „Wortwörtlich-nehmen“ z.B. umgangssprachlicher Floskeln ein Prinzip bei der Serienfertigung solcher Objekte, die zum Platzen komisch sind. Im Unterschied zu dem Warensortiment des Überflusses, das man als Luxus, den Zeichen feiner Unterschiede und Wertanlage erwirbt, sind Gadgets keine Statussymbole sondern vielmehr „klassenlose“ Botschaften.
Ein Ursprung der Gadgets ist in Amerika zu suchen: Der Hort des Gadgets liegt in Manhattan (57th Street) und heißt Hammacher Schlemmer. In diesem vielbeschriebenen und von Fred Allen 1929 in einem Broadway-Musical besungenen Paradies der Gadget-Jäger sind die kuriosesten Kaffeemaschinen, Luftbefeuchter, Schreibuntensilien, Toaster etc. zu finden. Von den um jeden Preis mißgestalteten Objekten überleben - nachdem sie zum Teil millionenfach versandt worden sind - nur wenige: Dazu gehört der stumme Diener, der über Nacht die Bügelfalte erneuert.
Mittlerweile gehört er zur Standardmöblierung von Hotelzimmern, ist also gar kein Gadget mehr. In diesem Bereich, der Reisekultur, ist auch der wahre Ursprung der Gadgets zu finden, wie die Ausrüstung von Kriegern, Wanderern, Campern oder klassischen Bildungsreisenden deutlich zeigt. Hier gab es bereits vor Jahrhunderten z. B. eine ganze Palette von Spazierstöcken, in deren Inneren sich Trinkbehältnisse, Waffen, Spieluhren etc. befinden und überhaupt Gerätschaften, die durch ihre Klappmechanismen aber auch durch ihre ausgetüftelte Überflüssigkeit genauso verblüffen, wie ihre Nachfahren, die Gadgets.
Ulrich Giersch
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