Es ist eine gute Gelegenheit aus Anlass der Pandemie das Museum als Institution anzusehen und dessen Zukunftsfähigkeit zu erraten. Die Pandemie hat nichts von einer Ursache. Sie ist viel besser zu begreifen als Folge des Neoliberalismus. Die Pandemie wird oft als plötzlich einfallende Naturkatastrophe verkleidet.
Nur sehr indirekt kann erschlossen werden, von wo aus Krzysztof Pomian über das Museum schreibt. Es scheint ihm in seiner Existenz selbstverständlich, es könnte demnach eigentlich mit geringen Modifikationen so bleiben wie es ist. Er schreibt, er »wäre zu der – durchaus vernünftigen – Annahme gelangt, dass sie [die Wachstums- und Erfolgstrends], […] sich fortsetzen würden.«
Von da aus wird eine gegenwärtige Diagnose zu Defiziten kommen. Dabei wirkt der Virus wie ein Vergrößerungsglas auch auf die Klimakrise, die ja etwas älteren Ursprungs ist, aber wohl zum großen Teil sich einer Form des Wirtschaftens verdankt, die wenig auf Zusammenhänge achten kann.
Die Bestimmung des modernen Museums hat in sich eine notwendige Weiterentwicklung in Form des Bildungsauftrag. Die zu bildenden und sich bildenden Menschen unterliegen Mutationen, wie auch die Viren. Das kann für die ältere Generation ganz bedrohlich werden.
Was und wie gesammelt werden kann, ändert sich in Quantität und Qualität, die konservatorischen Möglichkeiten ebenso, die Art der Auswahl (Triage) wird nicht einfacher. Die Besucher und aktiven Partner von Museen haben sich stark verändert. Wie können Momente der Struktur des Museums in veränderten funktionalen Zusammenhängen anders kombiniert werden? Welche Elemente kommen neu hinzu? Welche sind weiter- oder neu zu entwickeln.
Das Museum hat sich immer in Entwicklung befunden (vgl. Pomian 1988). Es ist, wie auch andere Institutionen auf je eigene Weise, auf jeden Fall gefordert, Dispositive zu entwickeln, die die auseinander fallenden Realitäten von Individuen und Gruppen in Berührung bringen, Berührungen und Schnittmengen im realen, digitalen und hybriden Raum ermöglichen. Viele leben in jeweils verschiedenen Welten oder Blasen.
Die Gefahr des Auseinanderfallen zwar ist gegenwärtig, es geht aber auch um die Verständigung über Vergangenheit und Zukunft. Für ein Nachdenken und Nachfühlen muss in der Aufmerksamkeitsökonomie die Attraktion zum Einsatz von Lebenszeit erhöht werden. Auch für das Nachleben der Bilder und Bildungen, die uns sonst aus der erhofften Zukunft entgegenkommen.
Das Museum kann als Institution gesehen werden, die einen Versammlungsort Einzelner bildet, eine überwölbende Raumzeit für die aus der Bindung zu zentralen Figuren (König, Papst) gefallenen Einzelnen, die dabei auch die sie orientierenden Narrationen verloren. In diesem Sinne könnte das Museum und die darin Arbeitenden mittels Gegenständen, Stückchen des Realen in arrangierter Performance, gestützt durch wissenschaftliche Erzählungen präsentiert in neuen medialen Möglichkeiten Fiktionen von Zusammenhang ausstellen und erlebbar machen. Der Individualismus und zumeist auf Individuen bezogene Autonomievorstellungen haben den Bedarf von Zusammenhangserleben vergrößert. Das Museum kann kann darauf anders eingehen als etwa die Oper als Kraftwerk der Gefühle (Alexander Kluge).
Pomians Denkbewegung scheint momentan in einer verzweifelten Sackgasse zu stecken:
Fast alles, was das Museum betrifft, wäre in Ordnung, wenn es ökonomisch so weiter gegangen wäre mit Wachstum und Fortschritt. Es wäre mehr oder weniger linear ein Denken aus der Renaissance fortgeschrieben worden, das die ursprüngliche Akkumulation als Motor des Fortschritts hat nutzen können, um sich aus dem zyklischen Denken und Handeln der Landwirtschaft, des Kirchenjahres und der entsprechende Ideologeme zu befreien. Diese Entwicklung hatte ein rasendes Veralten zur Folge und es musste eine Form des kollektiven Gedächtnisses aus der Verwertung ausgelagert werden an einen Ort, wo die Reste, die meist in der jeweiligen Gegenwart der Vergangenheit nicht mehr recht brauchbar waren, aufbewahrt werden konnten. Gebildet wurde ein „heiliger Schatz“ aus Dingen, die der Akkumulation entzogen waren. Gegenwärtig führt das überbordende Erbe zur Triage der in Museen aufnehmbaren Reste. Eine einfache Weiterentwicklung verbietet sich schon aus Gründen des Raumes für all die Objekte, von denen vermutet wird, dass sie aussterben: Dinge, Tiere, Ensembles, zur Kunst Erklärtes. Und es kommt noch eine Dimension hinzu: Das digital Geformte, das nicht nur von der Durchblutung der Menschen abhängig ist, sondern auch noch von Elektrizität.
Fortschritt ist für Pomian die »Verlagerung des Schwerpunktes von der Vergangenheit in die Zukunft«. Es wird ein Blick von der vermuteten Zukunft auf die Gegenwart und die Vergangenheit geworfen. Er bleibt beim Zeitstrahl von der Vergangenheit in die Zukunft. Die Institution kann aber der Gegenwart nicht entfliehen, nur nachträglich bemerken, was schon fast verschwunden ist, ein Selbstbild konstruieren, dass für Zukünftige erhalten bleiben soll, sozusagen eine Vorschrift zur erwartbaren Nachsicht. Das jeweilige Futur ging nur selten so auf, wie projiziert. Und ich weiß nicht wirklich, welche Museen eine solche Zukunft denn gestaltet haben. – Ist nicht die futurozentrische Orientierung auch eine Flucht, eine aus der Unerträglichkeit gegenwärtigen Wirtschaftens? Verschärft sie nicht unbedacht das, wovor sie flieht, ist aber keine widerständige Flucht?
Pomian merkt zutreffend an, dass die Praxis der Museen ins Stocken gerät – zunächst einmal wegen des Lockdowns. Das ist wohl nur die symptomatische Draufsicht. Aus dieser ist tatsächlich zu vermuten, dass Sparprogramme aufgelegt werden. Vielleicht wird »das Museum« mit zu wenig Kontakt zu den gesellschaftlichen Veränderungen, alleine schon der veränderten Medialitäten wegen, der anderen Bildungserfordernisse, der Veränderung der Städte, der Ökonomien selber museal.
Kann das Museum als Ort gesellschaftlicher Synthesis gerettet, d.h. umgebaut werden. Es entstünde an der Schnittfläche zwischen medialer Abstraktion (man kann nicht ganze Städte ins Museum stellen) und Konkretion (Neukomposition der abstrahierten Stückchen). Da würde das Politische erfahrbar. – Das war wohl der Museumsentwurf von Boullée als konzeptioneller Beitrag zur Frage, wie denn die demokratisch werdende Gesellschaft zusammenkommen kann. Das waren keine nicht-realisierbaren Architekturentwürfe. – So eine begründbare Spekulation von Gottfried Fliedl und Karl-Josef Pazzini (Fliedl; Pazzini 1996). – Das, was in den Zeichnungen zu sehen ist, spricht von dem Versuch einer Antwort auf revolutionierten Zusammenhang: Immense Überwölbungen, leere im Schreiten zu füllende Zentren, vorbei an Opferfeuern, die Verluste andeuten, aber auch aktiv aus dem Konsum Gezogenes, das zum Kristallisationspunkt für Zusammenkünfte werden könnte bildlich. Boullée antwortet auf die Frage, wie der notwendige Zusammenhang hergestellt werden könnte. Dabei sind die Zeichnungen nicht Anweisung, sondern Strukturskizzen und Ermutigung Zusammenhänge zu entwerfen. Das konkrete Museum kann eine Realisierung davon sein. – Denn Erfahrung des Politischen ist zunächst körperlich. Es geht um neuen Stoffwechsel über die individuellen Grenzen hinweg, experimentell, um die Anregung eines Gefühl von Existenz mit anderen. Hier hat das Museum Großartiges erfunden.
Das die von Pomian implizierte Ausprägung des Museums nicht so weiter existieren wird wie immer, ist selber Folge des Denkens, dem das Museum seine Existenz verdankt: die ungetrübte Expansion. Von Zusammenhangsdenken ungetrübt, tendiert sie immer rascher zur Zerstörung von Lebensräumen, in denen dann auf einmal Tiere und Menschen zusammenkommen, so ungeschützt voreinander, dass es zu Pandemien im virologischen Sinn kommen kann, die dann wieder das Fortschrittsdenken angreifen, das ökonomische Wachstum ungewiss machen und jede Menge individuelles Leid provozieren. Und eben nebenbei jede Menge an Exponaten für das Museum bereitstellt, das sich verantwortlich fühlt, Untergehendes oder Untergegangenes zu bewahren und zu konservieren.
Dann, wenn die Museen wieder geöffnet werden, könnte man in ihnen Indizien dafür finden, dass aufgeklärtes Fortschrittsdenken nie ungebrochen war. Es hat, wie sozialphilosophisch Max Horkheimer und Theodor W. Adorno (Horkheimer; Adorno 1968) analysierten, immer schon destruktive Momente in sich. So wird Pomians Rede vom Unfall »Pandemie« lesbar als Unfall bei rasendem Fortschritt, der immer wieder mal passiert, wenn andere Verkehrsteilnehmer übersehen werden.
Dieses mal erscheint der Unfall als Virus. Die gegenwärtigen Veränderungen könnten besser eingeordnet werden, vielleicht sogar zu Erfindungen führen, ermunternden Trost spenden, den großen Jammer ersparen, den allgemeinen Totstellreflex namens Lockdown auflockern: Anverwandeln und dann aufbrechen. Das wäre auflösende Mimesis. Was die Museen mit ihren Sammlungen, ihrem „technischen Gedächtnis“ dazu beitragen könnten, wäre in etwa das, was der Philosoph Slavoj Zizek wie ein Mantra verkündet: es geht nicht um die richtigen Antworten, sondern um die richtigen Fragen (vgl. auch Baecker; Kluge 2003).
Pomian sieht in seinem Text fünf Mal eine aufziehende Katastrophe. Katastrophe so konnotiert wird zum Drohszenario, das Affekte wie Beunruhigung, Angst, Desorientierung, Panik hervorkitzelt und nach Erlösung suchen lässt. Wäre das der Fortschritt? Oder ist die Situation keiner Anstrengung mehr würdig? Ist Pomian beleidigt angesichts des Goldenen Zeitalters »seit fünfzig bis siebzig Jahren«, das »künftige Generationen zum Träumen bringen wird« (Pomian)? Warum und wovon sollten sie im einzelnen träumen? – Viele Museen, gerade Kunstmuseen z.B., aber nicht nur die, sind sich in ihren Inhalten so ähnlich, dass ein Besucher nicht immer ganz genau weiß, in welcher Stadt er sich gerade befindet.
»Katastrophe« - wenn es schon einmal, bzw. fünf Mal, so da steht, könnte man auch in einem anderen Sinne zu lesen versuchen:
Eine Katastrophe zu sehen in heutiger Zeit, heißt sich der Impotenz bewusst zu werden, über nicht ausreichend Macht und Gewalt zu verfügen, um einen Zustand zu ändern – Kontrollverlust. Das Museum spielt mit der Omnipotenz, alles Relevante sammeln und aufbewahren und konservieren zu können. Macht, Handlungsfähigkeit kann es aber nur gewinnen, wenn es den Anschluss nicht verliert an die gegenwärtigen Erfordernisse gesellschaftlichen Austauschs und der vereint differenten Darstellung eines Zusammenhalts der Gesellschaft. Das geht nur experimentell. Dazu muss immer wieder neu die Transmission durch Generationen hindurch ins Verhältnis zur Gegenwart gesetzt und herausgearbeitet werden. Transmission, so könnte man unterscheiden, ist die unbewusste Version der Tradition. Transmission gibt unbewusst Traumata, Wünsche, Anfänge, Formen des Genießens weiter. Das bildet einen Kontrast zu den bewussten Intentionen der Tradition. Gesucht sind Dispositive der Erfahrbarkeit jener Prozesse, die sich offenbar nicht nur in digital vermittelten sozialen Netzwerken ohne sinnliches Widerlager oder Türangeln vollziehen. Ein Kontrastmittel kann das Museum sein. Somit wäre die Krise eine Chance.
Katastrophen – so jedenfalls das Denken zu Anfang des 20. Jahrhundert z.B. in der Biologie – waren für Lebewesen nicht die Aussicht auf den Untergang, sondern enorme Anforderungen, die Kräfte freisetzen: Katastrophen sprengen geronnene Angewohnheiten auf, speisen sich aus diesen, stellen vor die Aufgabe, eine Not zu wenden, erleichtern Anpassungsleistungen durch Neuentwicklung von Verhaltensweisen sogar und biologische Veränderungen, Kompromisse, d.h. die Produktion von Symptomen, die etwas neu und anders zusammenhalten mit der ganzen Ungewissheit, ob die Maßnahmen im Einzelnen taugen oder nicht. – Naturhistorische Museen liefern reichhaltiges Material.
Hierbei wird die Aggressivität jeden Lebens , nicht nur des menschlichen Lebens, zur Kultivierung herausgefordert. Wenn aber der Mensch sich als Kolonisator geriert, der die Welt sich Untertan machen soll, dann wird die Aggressivität aus den nur phantasierten, inneren menschlichen Bildungsprozessen ferngehalten, er bleibt, wie er ist, eine »schöne Seele«, »fortschrittlich«, zerstört nebenher die eigenen Grundlagen. Nicht nur methodisch rücksichtslos, etwa in Wissenschaft und Kunst, sondern aus Prinzip und wirklich.
Die Folgen wenig kultiviert aggressiven Handelns, Fühlens und Denken sind umfänglich in den Museen zu besichtigen. Meist als „Unschuldskomödie“ (vgl. Pazzini 1999), das heißt, entschärft, verschleiert, mit Sinn umhüllt, uns verschonend vor allzu schmerzhaften Einsichten.
Zukunft war früher schon unberechenbar, nicht erst wegen des Virus. Das Virus wirkt wie eine Lupe, also wie jedes gute schmerzhafte Symptom, das in Beziehung zu anderen gebracht etwas artikuliert, das schon eine lange Vergangenheit hat. – Diese Lupenfunktion könnte ein weiterentwickeltes Museum übernehmen. Dann brauchen wir die Pandemie nicht mehr. – Die Pandemie nicht als Ursache zu begreifen, sondern als Wirkung eines Prozesses, den sehr viel Museen dokumentieren, könnte neue Handlungsoptionen entbergen. Das wäre die fortgesetzte Aktualisierung des in der französischen Revolution formulierten Bildungsauftrag des Museums (vgl. Fliedl 2002). Nicht zuletzt geht es bei diesem auch um die Auseinandersetzung mit der Macht des Menschen, seiner scheinbaren Übermacht über Natur und andere Menschen.
Könnte die Pandemie nicht selber als eine Art Museum, eine Ausstellung der Folgen einer zu wenig bedachten Globalisierung unter neoliberalen Vorzeichen beschrieben, sogar ausgestellt werden? Momentan fehlt noch bei einigen Ausstellungsstücken die Beschriftung. Auch die Konservierung wird nicht einfach.
Eine andere Sicht auf das Museum könnte wie oben angedeutet mit der Frage beginnen, wie und warum der Architekt Etienne Louis Boullée zu Zeiten der Aufklärung und der aufziehenden Revolution mit einem unrealisierbaren, phantasmagorischen und ohne jeden ausgestellten Gegenstand konzipierte. Es geht auch um umrealisierbare Entwürfe, die Gestaltungsphantasien anregen. – Der BER ist kein gutes – Geht es nicht darum, ein Dispositiv zu konstruieren, das die Fragen wach hält nach Zusammenhängen zwischen den durch Revolution und Aufklärung vereinzelten Individuen, deren Bindung in einer Demokratie von einer anderen, immer wieder zu erneuernden Struktur sein wird. Ein Dispositiv, das so gestaltet wird, dass die Vergangenheit im Gegenwärtigen auftaucht. In den Metaphern der Quantenphysik ist von Verschränkungen die Rede. Das Raum und Zeitgefüge ist dabei nicht mehr einfach linear vorstellbar.
Das Museum könnte ein Dispositiv der immer wieder neuen Darstellung von globalem Zusammenhang sein, das Nachzeichnen der tatsächlichen Zusammenhänge vor Ort. Das wird nicht nur durch Wissens- und Anschauungsgewinn Ängste besänftigen. Modellhafte Darstellungen geknüpft an Gegenstände, sinnlich gestützt, paradigmatisch ausgestellt könnten erlauben, mit den tatsächlich existierenden Relationen zu arbeiten, Stützpunkte und Türangeln zu finden für das den Sinnen und der Vorstellungskraft Entzogene. Oder illustriert gesagt: Wie kann der Zusammenhang erlebt werden, zwischen Fledermäusen, Tönnies-Fleischfabrik, Bestechung durch billigen Fleischkonsum und Angst davor, nicht mehr dazuzugehören.
Dazu muss niemand den Homo sapiens zum bösen Wesen machen. Gegenwärtig fällt deutlicher auf als früher, dass jedes Exemplar der Gattung ein scheinbar autonomes Wesen ist. Es kann aber nur durch und mit anderen autonom werden. Es könnte vielleicht etwas mehr gelingen, sich weniger vor den unkalkulierbaren Prozessen zu fürchten, indem sie in die Mitte genommen werden. Es kann etwas bewirkt werden, von dem niemand weiß, welchen Selbstlauf es nimmt. Vereinzelung setzt die aggressiven Potenzen frei, weil es dann um Rivalität geht, um die Konkurrenz der originellen Unterscheidung um jeden Preis, Messbarkeit von Leistungen, um die Sehnsucht von irgend jemanden geliebt, mindestens beachtet zu werden. – In Boullées Entwürfen war die Mitte leer und unbestimmt.
Die Pandemie ist auch eine Darstellung eines Traumes des Individualismus: Abstand halten, der andere könnte Gift für mich sein, Ansteckungsgefahr (Emotionen und mehr könnte überspringen). In Kiel vor der Uniklinik standen in der ersten Januarwoche Schlangen von jungen Leuten mit gehörigem Abstand und viele mit sehnsüchtigen Blicken. Gefragt, warum sie dort stünden, kam die Antwort, sie seien frisch verliebt, wollten sich aber erst mal testen lassen.
Was hat das mit dem Museum zu tun? Das moderne Museum wurde im Louvre zur begehbaren Narration einer Geschichte. Das immer differenziertere Konzept Museum lud ein, es als Katalysator zu nutzen, von dort aus weiter zu suchen und Antworten zu finden, sich zu begegnen, einen globalen Zusammenhang zu konstruieren, magisches und religiöses Denken (Reliquienkult etwa) so zu formen, dass es zum Bestandteil eines neuen Denkens wurde im Zusammenhang der wissenschaftlichen und ökonomischen Veränderungen. Es schuf ein Bewusstsein und einen Artikulationsraum für Verluste, für Trauer und Aufbruch im Zusammenspiel mit den jeweils zur Verfügung stehenden medialen Möglichkeiten.
Baecker, Dirk; Kluge, Alexander: Vom Nutzen ungelöster Probleme. Berlin 2003.
Fliedl, Gottfried; Pazzini, Karl-Josef : Museum • Opfer • Blick. In: Fliedl, Gottfried (Hg.), Das Museum als Theater des Gedächtnisses - Die Französische Revolution und die Idee des Museums. Wien 1996, S. 131–158.
Fliedl, Gottfried; Posch, Herbert: Vorwort. In: Blank, Melanie; Debelts, Julia (Hg.): Was ist ein Museum? "... eine metaphorische Complication …“ (Museum zum Quadrat). Wien 2002, S. 7–9.
Horkheimer, Max; Adorno, Theodor W.: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente (1947). Amsterdam 1968.
Pazzini, Karl-Josef: Das Museum als Unschuldskomödie, in: Ders (Hg.): Das Museum als Unschuldskomödie: Museum & Psychoanalyse (Museum zum Quadrat). Wien 1999, S. 150–174.
Pomian, Krzysztof: Der Ursprung des Museums. Vom Sammeln. Berlin 1988.
Karl-Josef Pazzini studierte Philosophie, Theologie, Erziehungswissenschaft, Mathematik und Kunstpädagogik. Seit 1980 führt er als Psychoanalytiker eine eigene Praxis. Er war als Hochschulassistent an den Universitäten Münster und Hamburg tätig. 1982 promoviert habilitierte er sich 1989 zum Thema Bilder und Bildung. Er war Privatdozent an der Universität Hamburg und Lehrbeauftragter an der Universität Wien. 1991 folgte er als ordentlicher Professor dem Ruf auf den Lehrstuhl für Ästhetische Bildung nach Lüneburg. Von 1993 bis 2014 war er Professor für Erziehungswissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der ästhetischen Erziehung Schwerpunkt Didaktik der Bildenden Kunst am Fachbereich Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg.
Pazzini ist Gründungsmitglied der Assoziation für die Freudsche Psychoanalyse, des Psychoanalytischen Kollegs, der Hamburger Forschungsgruppe für Psychoanalyse, des Jüdischen Salons im Grindel, der Wissenschaftlichen Assoziation: Kunst – Medien – Bildung und der Psychoanalytischen Bibliothek Berlin. Er ist seit 2018 Mitherausgeber der psychoanalytischen Zeitschrift RISS.
Er arbeitet als Psychoanalytiker in Berlin und Hamburg.
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