Das Bild gewinnt sein Sein aus dem Urbild. Das griechische Wort to zoon bedeutet lebendiges Wesen und Bild gleichzeitig (Zoographos ist der Maler!) - und gibt einen Hinweis auf die ursprüngliche Bilderfahrung.
Tut-Anch-Amun, der Name des Pharao, heißt "das lebende Bild des (Gottes) Amon"; die Macht des Urbildes geht auch hier auf das Bild über. Ebenso in der bildnerischen Kunst: Die Ka-Statue, die ein Bild des Toten ist, wird so behandelt, wie es sich für den Lebenden gebührt, man gibt ihr Speisen, spricht mit ihr und dgl.
Die Ausbildung der Bilder geschieht nach der Bedeutung, die sie für den Menschen haben. Im Bilde äußert sich die ungreifbare Macht, wird sie beeinflußbar, sie geht nicht in die Darstellung auf, sondern schafft sich darin eine Art Leib, inkarniert sich im Bild.
Boehm, Gottfried: Bildnis und Indivuduum. Über den Ursprung der Porträtmalerei in der italienischen Renaissance. München 1985, S. 25.
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