Das museale Objekt ist ein authentisches Objekt. Damit ist es Dokument und Zeuge. Doch weil Authentizität mehr meint als Echtheit und Originalität, kommt beim musealen Objekt neben dem Zeugnischarakter noch eine andere Dimension ins Spiel. Und zwar ist dies die sinnliche Anmutungsqualität, die Ausgangspunkt für die faszinierende Wirkung der Objektwelten des Museums ist.
Den Grund für die "Faszination des Authentischen" bildet das den Objekten eingelagerte Spannungsverhältnis von sinnlicher Nähe und historischer Fremdheit, das Ineinander von zeitlich Gegenwärtigem und geschichtlich Anderem.
Diese Ambivalenz bewirkt, daß Originalobjekte Vergangenheit nicht nur heranrücken, sondern sie auch fern halten - aufgrund der eigenartigen Fremdheit, die authentischen Dingen inkorporiert ist (vielleicht ist dies auch einer der Ausgangspunkte von Sloterdijks Xenologie-Museologie). Dem Gegenstand zugleich nah und fern zu sein, in den Horizont einer anderen Zeit einzurücken und doch in der eigenen zu bleiben - von diesem Spannungsverhältnis geht die Präsentation und Inszenierung historischer Objektensembles in Museen und Ausstellungen aus.
Korff, Gottfried; Roth, Martin (Hgs.): Das historische Museum. Labor, Schaubühne, Identitätsfabrik. Frankfurt a.M. / New York 1993.
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